Prof. Bode möchte seine Studierenden aktiv in den neuen Forschungsbereich „Elektrisch Fliegen" einbinden, denn Elektromobilität der Lüfte wird in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen.
A. Schreyer: Herr Prof. Bode, Sie sind seit Januar 2021 Inhaber der Professur „Elektrische Maschinen" an der Fakultät Ingenieurwissenschaften. Was sind Ihre neuen Aufgabenbereiche, die Sie als Professor übernehmen werden?
Prof. Bode: „Elektrische Maschinen“ ist der akademische Begriff für Elektromotoren und Generatoren. An vielen Stellen in unserem Alltag geht es darum, etwas zu bewegen. Dabei benutzen wir oft Elektromotoren ohne es zu bemerken. Denken Sie nur an zu Hause: Sie putzen sich elektrisch die Zähne, der Staubsauger und die Spülmaschine funktionieren elektrisch, der Drucker zieht das Papier automatisch ein, die Umwälzpumpe sorgt dafür, dass es in unseren Wohnräumen warm wird. Und wenn wir das Haus verlassen geht es weiter: Die Straßenbahn fährt elektrisch und immer mehr PKW und Fahrräder tun dies auch. Dazu kommen unzählige Antriebsaufgaben in der Industrie, die fast alle mit Hilfe von Elektromotoren bewältigt werden. Und auf der anderen Seite steht die Bereitstellung elektrischer Energie durch Generatoren. Das allein zeigt die Breite des Fachgebietes und seine gesellschaftliche Bedeutung.
Vor dem Hintergrund des Klimawandels geht es darum, diese Antriebsprozesse so energieeffizient wie möglich zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um die elektrische Maschine an sich, sondern auch um ihre Wechselwirkung mit anderen Komponenten im Gesamtsystem. Ein Elektroauto ist dafür ein gutes Beispiel: Es braucht nicht nur einen effizienten Motor, sondern das gesamte Auto muss effizient sein. Aber Elektromobilität ist nicht nur Pedelec und PKW. Die autonomen Flugtaxis, die immer wieder in der Presse auftauchen, haben meist einen Elektroantrieb. Generell wird das Thema „Elektrisch Fliegen“ in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. Da warten ganz neue, sehr spannende Herausforderungen im Bezug auf den Motor.
Im Bachelor (EIB) halte ich die Grundlagenvorlesungen „Konstruktion“ und „Werkstoffe der Elektrotechnik“ sowie vom Modul „Grundlagen der Elektrischen Energietechnik“ den Teil „Elektromechanische Energiewandlung“. Im Studienschwerpunkt Energietechnik biete ich das Modul „Elektrische Maschinen“ an. Für den Studienschwerpunkt Automatisierungstechnik bin ich am Modul „Grundlagen elektrischer Antriebe“ beteiligt.
Im Master (EIB) halte ich die Module „Theorie Elektrischer Maschinen“ und „Berechnungselemente elektrischer Maschinen“.
A. Schreyer: Wie kommt es, dass Sie sich für diesen Forschungs- und Lehrbereich entschieden haben? Wussten Sie bereits vor dem Studium, welchen Weg Sie später einschlagen wollen?
Prof. Bode: Ich war schon als Jugendlicher technisch interessiert. Durch Elektronikbasteln, Amateurfunk und Jugend forscht wusste ich relativ früh, dass ich Elektrotechnik studieren wollte. Das habe ich nach meinem Abitur dann an der TU Braunschweig getan. Ursprünglich wollte ich Nachrichten- oder Hochfrequenztechnik vertiefen. Letztlich ist es dann aber Energietechnik mit dem Schwerpunkt Antriebstechnik geworden.
Zu den elektrischen Maschinen bin ich durch das Interesse an elektromagnetischen Feldern gekommen. Meine Studien- und Diplomarbeit habe ich in diesem Bereich geschrieben. Beide Arbeiten sind am Lehrstuhl positiv aufgenommen worden, so dass ich im Anschluss an mein Studium als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut geblieben bin. Dort habe ich mich unter anderem mit der Berechnung von Wirbelstromeffekten in elektrischen Maschinen beschäftigt und schließlich auf diesem Gebiet promoviert.
Bevor ich an die HTWK berufen worden bin, war ich in der Industrie tätig. Bei Heidenhain habe ich als Berechnungsingenieur in der Motorenentwicklung gearbeitet. Anschließend bin ich zu NORD Drivesystems gewechselt. Dort war ich vor meiner Berufung als Abteilungsleiter verantwortlich für den elektrischen Teil der Motorenentwicklung.
A. Schreyer: Was glauben Sie, sollten Studierende, die sich für ein Studium der „Elektrotechnik und Informationstechnik" entscheiden, an Fähigkeiten und Interessen mitbringen?
Prof. Bode: Die Studierenden sollten sich für Technik und technische Zusammenhänge begeistern können und den Ehrgeiz haben, verstehen zu wollen, wie solche Dinge funktionieren. Ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis ist die (angewandte) Mathematik. Ohne sie geht im Studium und später im Beruf nichts. Außerdem sollte man eine gewisse praktische Neigung haben. Ingenieure sind in der Regel an einer pragmatischen Beschreibung von Zusammenhängen und der sich daraus ergebenden Anwendung interessiert.
A. Schreyer: Welche neuen Projekte würden Sie gerne in Zukunft realisieren?
Prof. Bode: Das Thema „Elektrisch Fliegen“ finde ich beispielsweise sehr interessant. Mir ist es wichtig, die Studierenden aktiv in diese neuen Themen einzubinden. Das bietet ein unglaubliches Potential. Angehende Ingenieurinnen und Ingenieure versuchen oft unkonventionelle Ansätze und kommen zu kreativen, oft vielversprechenden Lösungen.
Mittelfristig plane ich den Aufbau eines Prüfstandes zur Vermessung von elektromagnetischen Energiewandlern. Dieser steht dann sowohl für Praktika und studentische Arbeiten als auch für Forschungsvorhaben zur Verfügung.
Insbesondere freue ich mich aber auf die Zusammenarbeit mit meinen Kollegium am Institut für elektrische Energietechnik. Wir sind fachlich sehr breit aufgestellt und decken den kompletten Fachbereich ab. Das ist eher selten. Das bietet ein enormes Potential für gemeinsame Projekte.